Interview mit dem Tippmeister

Stefan Aumann

AumannBreitner
Der fünffache Tippmeister, hier berät er Paul Breitner


Die Fragen stellte Urs Bruder

Frage: Hallo Stefan, Glückwunsch zur Titelverteidigung!! Du bist momentan ohne Frage der Tipper mit dem besten Näschen. Und da dies bereits das zweite Interview in Folge ist, sollten wir hier mal näher darauf eingehen, warum Du derzeit erfolgreicher tippst als alle anderen. Hast Du dafür denn Erklärungen und kannst Du der Tippgemeinde ein paar gute Tipps geben?

Stefan: Hallo Urs, vielen Dank! Ja das stimmt, im Moment läuft es mit dem Tippen sehr gut, aber du weißt ja selbst, dass das auch schnell wieder anders sein kann. 
Eine Erklärung dafür hab ich nicht wirklich, aber ich versuche mich beim Tippen vollkommen frei von Sympathien und Antipathien zu machen. Wer grundsätzlich für den OFC und gegen die Eintracht tippt, lässt zu viele Punkte liegen. 
Ansonsten lasse ich mich häufig von Statistiken inspirieren. Mannschaften mit einem Lauf gewinnen auch mal als Außenseiter bei renommierten Mannschaften. 

Frage: Das gibt mir Gelegenheit zu erwähnen, dass ich in 31 Jahren TIPS noch nie gegen die Kickers und noch nie auf die Eintracht getippt habe. So halten das u. a. auch Alex Bülow oder Thorsten Schulte, was beweist, dass man auch mit Dogmatismus Erfolg haben kann. Und hätte die Eintracht jüngst gegen die Hertha nicht noch zwei Dusseltore in der Nachspielzeit erzielt, dann wäre die Abstiegsfrage in beiden Tippligen anders ausgefallen. Aber das nur am Rande…
Mir ist aufgefallen, dass Du im Europacup stark gepunktet hast, aber auch bei den Länderspielen erfolgreich warst. Ist es möglich, dass dies Bereiche sind, die besonders wichtig sind, weil die Konkurrenz hier nicht im Bilde ist?
Was glaubst Du denn woran es liegt, dass Du bei diesen internationalen Wettbewerben so stark punktest, beziehungsweise auf was achtest Du dabei?

Stefan: Ok, ich seh schon, bei diesem Thema werden wir uns nicht einig :-/
Ja bei den internationalen Wettbewerben lief es wirklich sehr gut in der letzten Runde. Die Spiele sind nie einfach zu tippen und erfordern immer einen hohen Rechercheaufwand. Aber ohne diesen Aufwand tippt man mehr oder weniger blind oder vertraut auf bekannte Namen aus der Vergangenheit. Ich habe versucht mir bei jeder Paarung ein Bild der aktuellen Situation der Mannschaften in der Liga zu machen und das in den Tipp einfließen zu lassen. Europapokal Spieltage haben mich immer 2-3 mal soviel Zeit gekostet wie ein Bundesliga Spieltag. Auch hier noch ein Tipp. Blinder Patriotismus bei internationalen Spieltagen hilft wenig. Auch deutsche Mannschaften können mal verlieren...

Aumann StatistikFrage: Das sind ja mal wirklich interessante Einblicke. Das sollte dem einen oder anderen Tipper einen Ansatz geben wie er seine Leistung verbessern kann.
Schaut man sich Deine Tipps genau an, sieht man, dass Du im Gegensatz zu den meisten anderen Tippern 2:1 nicht als häufigstes Ergebnis tippst und neben dem üblichen 1:1 auch viele 0:0-Tipps abgibst. Eine ähnliche Bilanz hat übrigens auch Vizemeister Frank Knecht aufzuweisen.
Die Anzahl Deiner exakten Treffer betrug in der letzten Tipprunde 11 Prozent. Ein Wert, der in der 1. Tipliga nur noch von Frank erreicht wurde. Es scheint also wichtig darauf zu achten, ob eine Mannschaft offensiv oder defensiv agiert.
Legst Du beim Tippen auf so etwas Wert, schaust Du auf das Torverhältnis oder wie erklärst Du Dir oben genannte Statistiken?

Stefan: Na klar schaue ich auf solche Sachen und halte das auch für wichtig. Aber ich glaube bei den exakten Treffern ist in erster Linie das Thema Glück entscheidend. Ich werde in der nächsten Runde wieder alles genauso machen und trotzdem diesen Wert nicht mehr erreichen.
Zum Thema 2:1 fallen mir auch andere Zeiten ein, in denen ich jedes Spiel 2:1 getippt habe. Damals hab ich dafür viel Kritik geerntet, was ich bis heute nicht verstanden habe. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass diese Taktik maximal für einen Platz im Mittelfeld ausreicht. Ich würde es auf jeden Fall auch ohne Strategieverbot nicht mehr machen.

Auch ich gehörte damals zu den Kritiker und es überrascht mich etwas, dass Du bis heute nicht zu verstehen scheinst warum. Zu einer Zeit, in der es für die richtig getippte Tendenz nie mehr als einen Punkt gab, wurdest Du (in deutlich kleineren Feldern) dreimal Tippmeister mit Standard-2:1-Tipps auf die Favoritenteams. Es fällt schwer diese Leistung anzuerkennen, denn Du hattest ja nicht wirklich versucht Fußballspiele vorherzusagen, sondern alle Spiele nach einem festgelegten Prinzip getippt.

Stefan: Begonnen mit den 2:1 Tipps habe ich zu Zeiten als wir noch Tippstreifen in irgendwelche Briefkästen geworfen hatten. Online vor einem Spiel schnell nachsehen was man getippt hat, gab es nicht. Um trotzdem immer zu wissen auf welches Ergebnis ich hoffen musste beim Fußball schauen, hab ich eben immer das gleiche getippt. Also einfach nur Pragmatismus und nachdem dieser recht erfolgreich war, behielt ich es eine ganze Weile bei.

Frage: 21 Prozent Deiner Tipps waren in der letzten Tipprunde Unentschieden, dies ist ein vergleichsweise geringer Wert. Es gibt Extremtipper mit 42 Prozent oder welche die gar keine Unentschieden tippen. Wie ist Deine Einstellung zum Tipp auf Unentschieden?

Stefan: Das mit der Quote bei den Unentschieden ist interessant, aber keine bewusste Strategie. Natürlich kann man mit Unentschieden in der Regel mehr Punkte sammeln als mit Tipps auf Siege, aber aus meiner Sicht ist das keine Erfolg versprechende Strategie. Glaube nicht, dass die Quote der Unentschieden über alle Spiele über 20-25% liegt. Das ist zu wenig, um strategisch zu tippen. Außerdem braucht man bei Unentschieden immer viel Glück. Zu oft hab ich mich geärgert, als kurz vor Schluss doch noch ein Team den Siegtreffer erzielt hat.

Frage: Im letzten Interview vor einem halben Jahr hast Du gesagt: „Mannschaften mit jungen und hungrigen Spielern und einem Trainer, der in der Lage ist daraus ein Team zu bilden werden sicher in Zukunft für Schlagzeilen sorgen.“ Der SC Paderborn wäre dafür ein Paradebeispiel. Siehst Du Dich in Deiner Prognose bestätigt oder hast Du mittlerweile neue Entwicklungen im internationalen Fußball festgestellt?

Stefan: Prinzipiell denke ich das immer noch. Allerdings sehe ich mich dieses Jahr nur mit Paderborn und erneut Augsburg in meiner Sicht bestätigt. In Liga 2 ist aber Ingolstadt wieder ein Beispiel dafür, dass Teamgeist und Kampf auch gegen stärker eingestufte Kader erfolgreich sein kann. Im internationalen Vergleich sind die deutschen Teams weiter auf Erfolgskurs. Mit Bayern an der Spitze spielen sich aber auch weitere deutsche Teams im Sog immer mehr in den Vordergrund. Frühere Fußball Großmächte wie England und Italien fallen aus meiner Sicht trotz hoher Investitionen immer weiter ab. 

Frage: Eine andere Mannschaft, die über Teamgeist zum Erfolg gefunden ist Kickers Offenbach. Trotz sportlichem Höhenflug ist der Verein zerrüttet und noch immer mit 3 Millionen Euro verschuldet. Was sagst Du zur Lage bei unserem guten alten OFC?

Stefan: Das sehe ich genauso! Rico Schmitt ist es sehr gut gelungen ein homogenes Team zu formen und auch die Motivation durchgehend auf hohem Niveau zu halten. Ich konnte zwei Spiele live verfolgen und war sehr positiv überrascht mit welcher Moral die Mannschaft auf dem Platz steht. Bleibt zu hoffen, dass es nach der Winterpause so weitergeht und die Spieler von Verletzungen verschont bleiben.

Frage: Nach TIPS und Fußball zum Ende mal ein ganz anderes Thema. Du bist ja schon seit vielen Jahren bei der Bundesbank in einer hohen Position tätig. In Zeiten großer Unsicherheiten an den Finanzmärkten, wie siehst Du als Finanzexperte die Lage und Zukunft Deutschlands, Europas und der Welt? Hat die Bundesbank alles unter Kontrolle, können die Tipper beruhigt ins Bett gehen und wird jetzt alles gut?

Stefan: Ich bin zwar schon lange bei der Bundesbank, aber von Anfang an immer in der IT gewesen. Zwar kommt es mit der Zeit automatisch, dass du dich dafür interessierst, was der Laden überhaupt treibt und irgendwann glaubt man auch Grundzüge davon zu verstehen, aber trotzdem bin ich kein Banker und erst recht kein Volkswirt und  insofern habe ich nicht wirklich Ahnung bei dem Thema. Trotzdem kann ich dir versichern, dass die Bundesbank alles unter Kontrolle hat und jeder von uns beruhigt ins Bett gehen kann ;-)
In Europa wird es aber turbulent bleiben und ich denke, dass einige Staaten die Gemeinschaft wieder verlassen werden. Viel gravierender und bedenklicher finde ich aber im Moment die Geschehnisse rund um die Themen Islam, Terroranschläge und Pegida. Wenn es hier nicht bald zu einer Deeskalation kommt, könnte das wirklich schlimm enden. Hoffen wir das Beste und abschließend kann ich nur sagen ich freue mich auf das Ende der tippfreien Zeit und strebe natürlich die erneute Titelverteidigung an. Ich muss ja schließlich herausfinden, ob dir auch beim dritten Interview in Folge noch interessante Fragen einfallen. Bis dann ....

Ja, das könnte allerdings schwierig werden. Vielleicht sollte ich selbst dafür sorgen, dass es nicht soweit kommt. Du hast jetzt jedenfalls die seltene Chance als erster Mensch die TIPS dreimal in Folge zu gewinnen.

Danke für das Interview und Gut Tipp!