Interview mit dem Tippmeister
Frank Knecht

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Die Fragen stellte Urs Bruder:

Hallo Frank, Glückwunsch zur sechsten Tippmeisterschaft!! Diesen Titel hast Du ja wieder in alter “Kannibalen-Manier” errungen, bis zuletzt in Lauerstellung und dann kurz vor Schluss zuschlagen. Jahrelang hast Du als Torwart bei der SpVgg Dietesheim und in Kesselstadt gespielt. Meinst Du die Ruhe, die ein Torwart in Stresssituationen haben muss, hat Dir geholfen, die TIPS in dieser Art zu gewinnen, also an den letzten Tipptagen die richtigen Entscheidungen zu treffen?
 
Frank: Zunächst vielen Dank. Am letzten Tipptag lief wirklich alles für mich. Speziell in der 3. Liga hatte ich viele vermeintliche Überraschungen getippt und dabei hatte ich dann tatsächlich den richtigen Riecher und selbstverständlich das nötige Quäntchen Glück, da die entscheidenden Tore in der Nachspielzeit gefallen sind. Klar, als Torwart muss man in kniffligen Situationen die Ruhe bewahren, aber für meine Tipps spielen diese Erfahrungen keine Rolle. Vielmehr versuche ich mich über verschiedene Serien auf dem Laufenden zu halten und berücksichtige auch personelle Engpässe oder Aufstellungen der Vereine. Nicht zuletzt auch dank der neuen Art des Tippens mit Quoten spielt bei mir das Abwägen von riskanteren Tipps eine Rolle, aber natürlich benötigt man neben einer gewissen Konstanz auch das notwendige "Tippglück". Finde übrigens die neue Art der Tippliga mit den verschiedenen Quoten spannender und der Spaßfaktor ist bei mir eindeutig gestiegen.
 
Frage: Das ist schön zu hören, dass die Tippligareform nach anfänglich großer Skepsis und Ablehnung nun doch positiv gesehen wird. Hältst Du die Punkteverteilung (3 Punkte für Risikotipp) denn für ausreichend oder würdest Du mehr Punkte für Risikiotipps verteilen. Und hast Du allgemein Verbesserungsvorschläge, Ideen oder Kritik was die TIPS betrifft?
 
Frank: Ich erachte die Punkteaufteilung als genau richtig. Mit einem Risikotipp und dem exakten Ergebnis kann man immerhin 4 Punkte sammeln. Das ist meines Erachtens als maximale Ausbeute aus einem Spiel absolut ausreichend und Belohnung genug. Ansonsten finde ich die Form der Tippliga sehr gut, lediglich die Auswahl von Spielen aus der Ukraine oder Dänemark sollte mal überdacht werden. Vielleicht sollten aus den Ligen nur die letzten drei absteigen.
 
Frage: Soweit ich mich erinnere hast Du bei Deinem letzten Meisterinterview gesagt, dass Du Dir regelmäßig die Spielberichte im Kicker durchliest. Macht Du das immer noch und welche anderen Tipps hast Du für all die großen und kleinen Tipper, die davon träumen Tippmeister zu werden?
 
Frank: Der Kicker dient natürlich immer noch als Informationsquelle. Heute ist man durch die Medienpräsenz des Fußballs über alles auf dem Laufenden und kann diese vielen Infos in die Tipps einfließen lassen. Am Ende muss man einfach ein Gespür entwickeln, normale Tipps und Risikotipps abzuwägen, um immer auf eine konstante Punktzahl zu kommen. Ich bleibe meiner Art zu tippen immer treu und versuche nichts Verrücktes, auch wenn gewisse Tipptage weniger gut laufen. Ansonsten ist es meines Erachtens elementar, auch jedes Spiel zu tippen. Es gibt Tipper, die wegen fehlender Tippabgabe ihre Ziele wie Aufstieg oder Klassenerhalt um 1 oder 2 Punkte verpasst haben. Das ist extrem ärgerlich und eigentlich unnötig, da das neue System sogar an die Tippangabe erinnert.
 
Frage: Im Sommer richtet Rekordweltmeister Brasilien die WM aus, auch Deutschland rechnet sich Chancen aus. Wie siehst Du unsere Chancen, und wie schätzt Du die anderen Nationen ein?
 
Frank: Es ist zwar noch ein bisschen hin zur WM, aber immerhin hat die FIFA diesmal das Turnier in ein passendes Land vergeben...! Unsere Titelchance schätze ich als gering ein. Wir haben zwar sehr gute Einzelspieler in der Offensive, aber unsere Abwehr ist individuell zu schlecht besetzt und nicht titelreif. Dazu kommt noch, dass das gesamte Defensivverhalten unserer insgesamt zu offensiv ausgerichteten Mannschaft mangelhaft ist. Herr Löw findet einfach nicht die richtige Balance, obwohl das Problem offensichtlich ist und er auch schon genügend Zeit hatte, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Nebenbei kann ich mir ohnehin nicht vorstellen, dass er nach der WM noch Bundestrainer ist. Falls wir wider meiner Erwartung das Halbfinale erreichen sollten, wäre dann gegen Brasilien Endstation. Brasilien als Gastgeber ist für mich Topfavorit, aber auch Argentinien schätze ich hoch ein. Spanien wird sicher auch wieder eine gute Rolle spielen, da bei denen der Defensivverbund einfach sehr gut funktioniert. Kolumbien mit Falcao traue ich eine Überraschung zu.
 
Frage: Oh, das werden einige große Deutschlandfans aber gar nicht gerne hören, dass Du das deutsche Defensivverhalten für zu schwach hältst um Weltmeister zu werden. Was hätte Deiner Meinung nach der Bundes-Yogi konkret besser machen können was die Defensive betrifft und wen hältst Du für einen guten Nachfolger für Herrn Löw?
 
Frank: Natürlich ist das Potenzial unserer Abwehrspieler mit Ausnahme von Lahm und Hummels nicht internationale Klasse. Dennoch sollte ein Toptrainer aus dem vorhandenen Spielermaterial die richtige Mischung finden und die Offensivspieler anhalten, die unangenehmen Wege nach hinten mitzumachen. So könnte auch die Abwehr entlastet werden. Ribéry und jetzt auch Robben haben es bei Bayern vorgemacht. Dem Bundestrainer ist diese Problematik sicher nicht entgangen, aber er bekommt es einfach nicht geregelt. Meiner Meinung nach werden die Fähigkeiten von Herrn Löw ohnehin etwas überschätzt. Außerdem fasst er objektive Kritik oftmals als Majestätsbeleidigung auf und der Umgang mit verdienten Spielern wie z. B. Ballack war diesen absolut unwürdig. Wenn es einen geeigneten, verfügbaren Kandidaten geben würde, wäre eine Demission vermutlich nach der enttäuschenden EM durchaus im Bereich des Möglichen gewesen. Seit Matthias Sammer nicht mehr beim DFB beschäftigt ist, gibt es nun niemanden mehr, der das ganze Gebilde kritisch hinterfragt. Höhepunkt war nun die Beförderung von Hansi Flick zum Sportdirektor, der mit Sicherheit seinem Fürsprecher Löw nicht auf die Füße treten wird. Ich sehe außer Klopp keine wirkliche Alternative, aber als BVB-Anhänger bin ich froh, dass dieses Amt derzeit für ihn nicht in Frage kommt.
 
Frage: Soweit ich mich erinnere bist auch Du ein Anhänger unseres wundervollen OFCs. Was meinst Du zur Situation und Zukunft der Offenbacher Kickers?
 
Frank: Tja, unser OFC hat mir in den letzten Jahren außer diversen DFB-Pokalspielen keine Freude bereitet. Außer in dem halben Jahr unter Wolfgang Wolf mit Spielern wie Occean oder Berger, bin ich als 3-Jahres-Dauerkarteninhaber doch überwiegend enttäuscht worden. Die meisten Spiele waren unansehnlich und die Leistungen der überbezahlten Spieler waren schwer in Worte zu fassen. Dass es nun zur Insolvenz gekommen ist, würde ich als Glücksfall bezeichnen. Wir haben nun nach Abschluss des Insolvenzverfahrens die einmalige Chance, schuldenfrei zu werden und einen echten Neuanfang zu starten. Bei dem neune Präsidium habe ich allerdings ein ungutes Gefühl und die Skepsis überwiegt. Die Personalie Kaminski hat für mich bewiesen, dass die Kommunikation zwischen GmbH und Verein nicht die Beste zu sein scheint. Nun ja, als Fan bleibt nur die Hoffnung, dass alles besser wird. Dieses Jahr ist ein Überbrückungsjahr, das mit einem Mittelfeldplatz abgeschlossen werden dürfte. Die Fans ziehen noch toll mit, aber in der nächsten Saison müssen wir unbedingt um den Aufstieg mitspielen. Aufgrund der Zuschauereinnahmen müsste unser Etat im Spitzenbereich der 4. Liga sein, sodass eine entsprechend starke Mannschaft zusammengestellt werden könnte. Spätestens in zwei Jahren müssen wir zumindest wieder in der 3. Liga sein, ansonsten wären die Zukunftsaussichten sehr trübe.
 
Dann hoffen wir mal, dass der OFC das hinbekommt!!
Dir weiterhin viel Glück beim Tippen und Danke für das Interview.


Januar 2014